LR Dorner startet Initiative zur Attraktivierung des Fußverkehrs

 

Expert*innen aus neun Ländern setzen sich mit der Situation der Fußgänger*innen im Burgenland auseinander – Zu-Fuß-Gehen ist die gesündeste und kostengünstigste Form der Fortbewegung - Eigener Masterplan wird entwickelt

Zu-Fuß-Gehen ist nicht nur die gesündeste, sondern auch die kostengünstigste Art der Fortbewegung. Der Frage, wie man den Fußgänger*innenverkehr fördern kann, gehen derzeit internationale Mobilitätsexpert*innen bei einem Besuch im Burgenland nach. Montagabend wurde das Thema in der FH Burgenland in Eisenstadt diskutiert. Im Gespräch mit Jim Walker von Walk21, einem renommierten Experten für die Entwicklung des Fußverkehrs, berichtete Landesrat Heinrich Dorner über die burgenländische Gesamtverkehrsstrategie und kündigte eine Initiative zur Attraktivierung des Fußverkehrs an. Unterstützung für die ersten Schritte gibt es durch das Interreg-Projekt STEP UP der Mobilitätszentrale Burgenland. 

Internationale Projektpartner*innen waren zum Austausch über die Rahmenbedingungen und die Zielsetzung in diesem Bereich ins Burgenland gekommen. „Der Verkehr ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen, darum sind Veränderungen gerade in diesem Bereich relevant und zur Erreichung der Klimaziele wesentlich. Aktive Mobilität und öffentlicher Verkehr sind die Mobilitätsformen der Zukunft“, betonte Dorner. 

Während sich der Motorisierungsgrad im Burgenland bei 679 Pkw pro 1.000 Einwohner*innen hält, gehen die Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden, seit Jahren zurück und liegen bei der Verkehrsmittelwahl im Burgenland bereits unter 14 Prozent. „Weil Zu-Fuß-Gehen die selbstverständlichste Art der Fortbewegung ist, standen Fußgänger nicht so stark im Fokus. Das wird sich jetzt ändern“, betonte der Landesrat. Zu-Fuß-Gehen ist die gesündeste und kostengünstigste Form der Fortbewegung. Jim Walker von Walk21, internationaler Experte für den Fußverkehr, strich die Bedeutung des Zu-Fuß-Gehens für die Gesundheit hervor: „Bereits 3.000 zusätzliche Schritte pro Tag, das entspricht ca. 30 Minuten bzw. 2,4 Kilometern, bilden die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden. Wer täglich geht, hat somit ein wesentlich geringeres Krankheits- und Sterberisiko“, so Walker. 

Zu-Fuß Gehen verursacht weder bei den Zu-Fuß-Gehenden selbst noch bei Gemeinden laufende Kosten. Auch Umweltkosten bzw. externe Kosten entstehen dabei kaum. Stattdessen wächst der Umsatz bei Einkaufsstraßen mit der Anzahl der Fußgänger*innen. Zu-Fuß-Gehen spielt seine Stärken auf kurzen Strecken und in der Kombination mit anderen Verkehrsmitteln (insbesondere dem ÖV) aus. Gleichzeitig kann der öffentliche Verkehr seine Stärken viel besser ausspielen, wenn auch an die Zu-Fuß-Gehenden gedacht wird, da mehr Menschen die Haltestellen komfortabler und sicherer erreichen können. 

Orte, die versuchen, die Bedürfnisse von Zu-Fuß-Gehenden besser zu befriedigen, weisen attraktivere öffentliche Räume auf. Landesrat Dorner betont: „Das merkt man im Ortsbild: Mehr Menschen halten sich länger im öffentlichen Raum auf, beleben die für die burgenländische Identität so wichtigen Ortskerne. Das nehme auch Tourist*innen positiv wahr!“ 

Die Gesamtverkehrsstrategie des Landes Burgenland legt den Weg zur klimafreundlichen Mobilität im Burgenland fest. Viele darin enthaltenen Maßnahmen sind bereits umgesetzt bzw. auf einem guten Weg. „Auch die Bedeutung des Fußverkehrs als eine der aktiven Mobilitätsformen ist bereits in der Gesamtverkehrsstrategie festgehalten“, erläuterte Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl. So werden bereits Fuß- und Radverkehrschecks mit Fokus auf Haltestellen durchgeführt, Richtlinien für Verkehrsberuhigung in Ortszentren entwickelt und bei der Raumplanung wird besonderes Augenmerk auf die fußläufige Erschließung gelegt. 

Durch die aktive Beteiligung des Burgenlands im EU-geförderten Projekt STEP UP kann das umfassende Wissen der Projektpartner für die Erarbeitung und Umsetzung der geplanten Maßnahmen genutzt werden. Geplante Aktivitäten im STEP UP Projekt sind unter anderem acht Study Visits, um sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen und acht Regional Stakeholder Group Meetings, um das Gelernte im burgenländischen Kontext zu reflektieren. „Unser Ziel ist es, am Ende des Projektes den Masterplan Zu-Fuß-Gehen für das Burgenland in den Händen zu haben, “ ergänzte Christine Zopf-Renner, Leiterin der Mobilitätszentrale Burgenland. 

Study visit im Burgenland, 10.-14. Juni 2024 
In den vier Tagen haben die Expert*innen aus neun Ländern die Möglichkeit, sich mit der Situation für Fußgänger*innen im Burgenland auseinanderzusetzen. Ziel ist es, kritische Aspekte auf der strategischen wie auch auf der operativen Ebene anzusprechen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Das Erkennen von Mängeln ist der erste wichtige Schritt für eine effektivere Förderung des Zu-Fuß-Gehens auf Landesebene. Gleichzeitig werden bestehende Initiativen zur Förderung des Zu-Fuß-Gehens ins Rampenlicht gestellt werden. 

(c) Johannes Kellner

(c) Johannes Kellner